Von nah und fern…

Bei meinen zweiten Rundgang auf dem Zellulose ArtCampus hatte ich das Vergnügen, dass mich Gabriella Affolter (Leiterin der Kreativwerkstatt Solothurn) begleitete. Sie war von Anfang an begeistert vom Areal – mein heimliches Netze knüpfen hat funktioniert! Kurz darauf ist klar geworden, dass sie und Daniel Lüthi mit den Teilnehmenden des art camp (Schrift-Bilder) 2016 ganz offiziell die erste Wand benutzen können und ihre Botschaft weiter geben können. Grossartig!

Bevor sich die jungen Frauen und Männer aus nah und fern auf den Weg ins Attisholz machten hatte ich die Gelegenheit mit ihnen ein orientalisches Abendessen zu geniessen - allein dies war ein Erlebnis. In der Kreativwerkstatt Solothurn haben sie bereits Schriftbilder in Kleinformat gemacht. Am zweiten Tag ihres Einsatzes durfte ich alle noch einmal treffen und sie portraitieren. Eine Herausforderung und eine Freude zugleich. Ich hatte die Gelegenheit mit allen zu sprechen und alle haben sie Freude ein Teil der Kettenreaktion zu sein.

Jeder hat eine Geschichte zu erzählen: Darina Alekseeva aus Russland erzählt mir wie sie in jedem Land die Geschichte des kleinen Prinzen kauft. Nakul Grover aus Indien lacht mich schier aus, weil ich erstaunt bin, dass er als Inder nicht Informatik studiert – naja, auch ich habe meine verschobenen Ideen. Mary Abashidze aus Georgien, eine junge Frau, die scheinbar selbstbewusst auf den Beinen steht und vor der Kamera ganz scheu wird und sich gerade eben sehr über ihre Bilder freut. Mok Won Park aus Südkorea, der ich ein breites Lachen und grosse Augen entlocken konnte. Liubov Saveleva aus Russland, die mich am Ende des Camps in der Stadt trifft und mir die neusten Bilder zeit – und diese sind sehr eindrücklich geworden. Marina Mordvinova aus Russland, die Stille, die keine Bilder von sich haben möchte. Timur Turusbekov aus Russland, der Grafik-Design-Student, der neugierig auf alles ist. Ainhoa Marinez und Judit Escayola, die beiden jungen Campleiterinnen aus Spanien, die Spasshaben ein Teil der Kettenreaktion zu sein. Was mich sehr berührt hat ist die Begegnung mit den Frauen aus Israel. Gal Horesh, die in Begleitung mit Hannah Pochtar kommt – eigentlich möchte sie den ganzen Zirkus nicht. Sie freut sich dann doch über die Bilder. Und Hannah hat sichtlich Spass und wir machen gleich ein spontanes Shooting daraus. Orene Dan, die ich kurz bevor das Camp beginnt kennen lerne, weil sie mit ihrer Familie schon da ist. Später erzählt sie im Interview mit Jump-TV, dass sie sehr glücklich ist Aida und Mona kennen gelernt zu haben. Aida Jabareen, eine arabische Israelin, die Nahe an der Grenze zum Westjordanland lebt – sie war zum ersten Mal im Ausland. Und Mona Bani Rabéa, die mir die Karte von Israel skizziert und mir zeigt wer wo lebt. Sie übersetzt auch für Aida, die kaum englisch spricht. Mona erzählt mir weiter, dass sie Familie im Westjordanland hat und sie sich freuen würde, wenn wir sie gemeinsam besuchen…

Später erfahren wir was sie in ihrer Muttersprache geschrieben haben:

Arabisch: Wie viele Geschichten erzählen die Wände dieser Fabrik…

Hebräisch: Jedes Papier hat eine Geschichte…

Hindi: Jede Geschichte hat ein Ende…

Koreanisch: Papierfabriktraum…

Russisch: Ich bin, wir sind, er ist, sie ist die ganze Welt…

Spanisch: Das Wort ist veränderlich und flüchtig geschrieben...